Zitat: "(wurde bei der akademisierung der FH auch nicht gemacht). "
Das ist nicht ganz richtig. Eine nachträgliche Akademisierung der FH's hat es nie gegeben. Die FH's waren von Anbeginn Hochschulen und verliehen akademische Grade (vgl. Arbeitspapier von 1970, Hambrücher). Es ging darum, daß die Fachschulen qualitativ international nicht mehr tragbar waren (v. a. Ingenieurausbildung mit Eingangsniveau Klasse 10). Es gab nur noch in Dtl. Fachschulings., die nicht mehr anerkannt wurden. Daraufhin gründete man die FH und zwar als vollwertige Hochschule (HRG) mit einer geforderten Hochschulzugangsberechtigung (Klasse 12). Außerdem verlängerte man die Studienzeit auf 4 Jahre, änderte die Qualifikation der Lehrkräfte (Promovierte) und stellte die Lehre auf akademische Basis und konnte demnach auch akad. Grade verleihen.
Dann kam Vater Staat und überreichte ohne Nachqualifizierung und ohne die FH's zu fragen, staatliche Titel, die den gleichen Wortlaut wie der akad. Grad. Dipl.-xx(FH) hatte an die ehemaligen Fachschulabsolventen. (Nachdiplomierung). Daß damit der akad. Grad entwertet wurde, macht den FH's heute noch zu schaffen. Daher kommt auch der fälschlicherweise schlechte Ruf der FH. Viele (Ältere) verwechseln noch heute die FH mit der früheren Fachschule (mit Klassen, Stundenplänen, Dozenten (Studienräten), keine Hochschule usw.).
Vergleich:
staatl. Titel Dipl. (FH) - nachdiplomiert:
Klasse 10, dann 3 Jahre Fachschule
akad. Grad Dipl. (FH) von der FH:
Klasse 12, dann 4 Jahre Hochschule
zeitlicher Bildungsunterschied 3 Jahre!-->Etikettenschwindel durch den Staat zu Lasten der FH's
Der zweite Nachdiplomierungsboom kam dann noch mal zur Wende, als sämtliche Fachschulings. der DDR (3 Jahre, Niveau Klasse 10) zu Dipl.-Ing. (FH) durch den Staat gemacht wurden. (Art. 37 Einigungsvertrag, Abs. 1, Fallgruppe 5)
Daran haben die echten FH-Ings. (Klasse 12 + 4 Jahre Hochschule) und die IHS-Ing (Klasse 12 + 4 Jahre Hochschule) noch heute zu kauen, weil es in Ostdeutschland immer noch mehr falsche, nachdiplomierte gibt, als echte Diplomer von der FH bzw. IHS.
Dadurch kann man dann auch bei Stayfriends Stilblüten lesen wie:
Hochschule Ingenieurschule Rosa-Luxemburg (FH). Alles gelogen. Das war eine Fachschule (nie FH). Sie hieß korrekt Ingenieurschule der Deutschen Post Rosa Luxemburg . Ihre Absolventen (Fachschul-Ing.) konnten sich das FH-Diplom 1990 für 80 DM kaufen. Eine FH (Hochschule) haben sie nie gesehen. Leider hat man das ihnen nicht gesagt - sie glauben deshalb, daß ihre 3jährige Fortbildung von damals die FH sei und können auch beruflich nicht die Leistung eines echten FH-Ings. bringen. Viele dieser Leute sind deshalb arbeitslos oder arbeiten artfremd bei mieser Bezahlung. Es wäre fairer gewesen, entweder an einer FH mit ordentlicher Diplomprüfung nachzuqualifizieren oder aber den äquivalenten Titel zum Fachschuling der DDR, nämlich "staatl. gepr. Techniker" zu überreichen.
Die Rechtsprechung redet übrigens von Rechtswohltat und zweifelt an der Rechtmäßgkeit der Nachdiplomierung und Vereinbarkeit mit §18 HRG noch heute (vgl. Lennartz) .
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